Seit es Menschen gibt, wird getanzt – zunächst ums Feuer, für gutes Wetter, für Jagd- und Kriegsglück, zum Lob der Götter. Und mittlerweile aus purer Lust an der Bewegung, als Verbindung zu anderen, aus Sinneslust. Tanzen vereint Bewegung und Musik, Körper und Seele, ist Ausdruck von purer Lebensfreude und füllt die Gute-Laune-Depots nachhaltig auf. Und dazu ist Tanzen ein erstklassiges Herz-Kreislauf-Training sowie Altersvorsorge gegen Demenz und Depression.
Für das System Body&Soul ist Tanzen für viele außerordentlich relevant
Der eine holt sich seine Dosis gelegentlich beim Freestyle-Abzappeln im Club oder in der Tanzschule. Die andere hat sich besonders einem Tanzstil verschrieben und ist in die entsprechende Szene eingebunden. Hier ist der Suchtfaktor besonders groß: Es entsteht eine echte Gemeinschaft, man lernt immer mehr und wird immer besser, kann immer spielerischer mit den Elementen umgehen. Das Tanzen wird zu einem wichtigen Bestandteil des Lebens und des persönlichen Wohlbefindens. Fällt es weg, entsteht eine Mangelsituation. Doch wenn schon das gemeinsame Tanzen im Moment nicht möglich ist, kann man ja wenigstens darüber reden…
Ich stelle in loser Folge drei Frauen und ihre Tanzleidenschaften vor. Und beginne mit Petra aus München.
Israelischer Volkstanz – happy together
Petra, du tanzt schon seit vielen Jahren mit großer Leidenschaft Israelischen Volkstanz, warst bei Workshops in Deutschland, Ungarn, Griechenland… Kannst du kurz erzählen, wie du zu diesem Tanz gekommen bist?
Petra: Eine Freundin hat mir von israelischen Tänzen vorgeschwärmt und mich mitgeschleppt. Ich musste allerdings erstmal Tanzerfahrung bei internationalen Tänzen sammeln, bis ich mich in der Lage sah, den schwierigen israelischen Tänzen zu folgen.Dann habe ich auch ziemlich bald Workshops besucht. Bei vielen israelischen Workshops, die mindestens über ein Wochenende laufen, wird meist ein Choreograph oder ein Tanzleiter eingeladen. Viele kommen extra aus Israel, aber auch aus England oder Italien. Der Choreograph unterrichtet tagsüber neue Tänze. Abends ist dann meist Harkada, d.h. es wird nur noch aufgelegt und zwar natürlich nur israelische Choreographien. Es wird dann nicht mehr unterrichtet, sondern nur noch getanzt. Je nach Größe und Bekanntheitsgrad kommen die Teilnehmer aus ganz Europa, manche sogar aus Israel oder noch weiter. Ich kenne inzwischen schon viele Workshopteilnehmer von überall her. Es gibt auch riesige Camps mit mehreren Choreographen, die 5 Tage dauern. Hab ich schon mitgemacht!
Klingt nach Folklore, ist aber ein lebendiger, moderner Volkssport mit einer riesigen Gemeinde
Wie funktioniert dieser Tanz genau?
Petra: Es wird im Kreis getanzt. Es gibt sehr unterschiedliche Stile. Die meisten modernen Tänze sind eher ohne Handhaltung, aber es gibt auch einige, bei denen sich alle die Hände geben. Außerdem gibt es auch viel Paartänze, die aber in Europa aus Männermangel eher selten getanzt werden. Tja, und dann gibt es jede Menge Schritte und Figuren, wirklich anspruchsvoll. Für die israelischen Tänze sind auch viele Drehungen typisch, was die Sache schwieriger macht, weil man die anderen nicht sieht.
Wie groß ist denn die Tanzgemeinde ungefähr in Deutschland?
Petra: Schwer zu sagen, aktiv vielleicht 200, die auch mal zu Workshops gehen. Deutschland hat aber bestimmt europaweit die kleinste. In Israel ist das Volkssport! Da gibt es sehr viele, die das können. Die Szene dort ist riesig. Ich würde gerne mal nach Israel und jeden Abend eine andere Session besuchen.
Was ist an diesem Tanzstil für dich so besonders? Was fasziniert dich daran?
Petra: Israelische Tänze sind sehr vielfältig, weil in Israel Einflüsse aus der ganzen Welt zusammenfließen, sowohl musikalisch als auch tänzerisch. Außerdem gibt es sehr viele moderne Tänze! Das Entscheidende ist: die Choreographie ist fix. Bei klassischem Paartanz ist das ja nicht so. Da gibt es Figuren, die das Paar nach Belieben tanzen kann. Riesenvorteil ist eben, es wird gemeinsam in der Gruppe getanzt, aber ohne Partner. Faszinierend ist, dass Menschen aus der ganzen Welt miteinander tanzen können. Das macht einfach nur Spaß! Und manchmal gibt es diese ganz magischen Momente, die wie ein Rausch sind. Das ist dann sozusagen das Sahnehäubchen.Aber es ist auch sehr anstrengend und braucht echtes Durchhaltevermögen – kein Zuckerschlecken, macht aber trotzdem süchtig.
Ich weiß, dass du das Tanzen sehr vermisst. Wie füllst du denn deine Zeit im Moment?P
etra: Jetzt, wo ich nicht tanzen kann, hab ich keine Probleme, meine Zeit zu füllen. Langweilig ist mir nie. Bewegung hole ich mir seit Neustem wieder durch Joggen. Außerdem hab ich das Glück, einen Garten zu haben, in dem ich zur Zeit sehr viel mache. Das macht auch glücklich, aber anders.